ZEIT Magazin Online

2022-07-01 17:31:24 By : Mr. prodeco global

Immer wenn ich in diesen Tagen das Licht anmache und für einen Moment das Aufleuchten der Glühbirne betrachte, muss ich daran denken, dass das, was da gerade leuchtet, vielleicht ein Sonnenstrahl ist, der vor etwa 300 Millionen Jahren auf die Erde traf.

Aber von Anfang an: In den letzten Wochen war viel von fossilen Brennstoffen die Rede, und ich fragte mich, was das eigentlich ist, Kohle, Erdöl, Erdgas. Warum haben ausgerechnet diese Stoffe so viel Energie, warum können wir nicht Wasser oder Luft oder einfach einen Haufen Erde verbrennen, um Energie zu gewinnen? Fossile Brennstoffe: Was sind das für Substanzen, die unsere Welt zum Leuchten bringen und die uns Menschen diese Extrapower verleihen, mit der wir Maschinen antreiben und um den Globus fliegen? Mit diesen Fragen im Kopf hatte ich meinen Informanten für die großen Themen angerufen, Thassilo Franke, 49, Biologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Biotopia Lab in München. "Oje", sagte er. "Chemie war nie mein Spezialfach." Gerade gut, sagte ich, ich suche nicht nach jemandem, der sich im Klein-Klein der Moleküle verliert, sondern nach jemandem, der mir das große Ganze erklären kann. Also: Was sind fossile Brennstoffe? Was haben sie, was andere Stoffe nicht haben?

"Nehmen wir an, das Licht in einer hypothetischen Glühlampe kommt aus einem Kohlekraftwerk", sagte Franke. "Steinkohle ist ein Stoff, der vor vielen Millionen Jahren einmal Pflanze war." Vor ungefähr 300 Millionen Jahren, in einer Zeit, die wir Karbonzeitalter nennen, habe es auf der Erde die ersten Wälder gegeben, bestehend aus riesigen Farnen und vierzig Meter hohen Schuppenbäumen. Und nach dem Absterben seien manche dieser Bäume nicht vollständig verrottet (wie Biomasse es normalerweise tut, wenn sie abstirbt), weil sie unter "Sauerstoffabschluss", geraten seien, das heißt, es kam keine Luft mehr an sie heran. Wenn ein Baum also zum Beispiel in einem Sumpfwaldgebiet wachse und nach seinem Ende in den Sumpf falle, werde er von Mikroben nur unvollständig zersetzt und wandele sich nach und nach in Torf um. Und irgendwann, im Laufe von ein paar Millionen Jahren, werde unter dem Druck der Erdschichten darüber, durch extreme Temperaturen und durch eine Abspaltung von Wasser, Kohlendioxid und Methan aus diesem Torf erst Braunkohle und noch später Steinkohle. Franke erklärte mir auch, wo eines der reichhaltigsten Kohlevorkommen liegt: im Donezbecken. Der östliche Teil dieses Gebietes liegt in Russland, der westliche in der Ukraine, im heutigen Donbass. Dort, wo heute der Krieg tobt. Vor gut 350 Millionen Jahren sei hier durch einen Grabenbruch eine tiefe Senke entstanden. In jener hätten sich Sumpfwälder ausgebreitet, die immer wieder vom Meer überflutet worden seien. "Wenn man also Kohle verbrennt, verbrennt man etwas, das vor vielen Millionen Jahre mal eine Pflanze war?", fragte ich.

Ja, aber es gehe noch weiter, sagte Franke. "Die Pflanzen bauen ihre wesentlichen Bausteine aus dem CO₂ der Luft und Wasser unter Einwirkung von Sonne auf."

"Pflanzen entstehen im Grunde aus Licht und Luft?", fragte ich. "Aus CO₂ und Wasser, unter Einfluss des Sonnenlichts. Das ist die Grundgleichung allen Lebens", antwortete Franke. "Das Wunder der Fotosynthese?" Wunder, sagte Franke, sei ein Wort, das man nicht gebrauche, wenn man wissenschaftlich arbeite. Aber ja, wenn wir Kohle zu Strom machten, dann nutzten wir im Grunde Sonnenenergie, die vor ein paar Hundert Millionen Jahren von einer Pflanze durch die Fotosynthese in Biomasse und damit chemische Energie umgewandelt wurde.

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Und das ist es, woran ich denken muss, wenn ich in diesen Tagen in eine Glühbirne schaue: dass die Energie, die da gerade verbraucht wird, vielleicht ein sehr alter Sonnenstrahl ist, der sich vor unvorstellbar langer Zeit in einen Baum verwandelt hat, welcher versank und irgendwann als Kohle ausgebaggert wurde, aus welcher Strom gemacht wurde, der heute meine Glühbirnen erleuchtet. Und dann lösche ich das Licht und denke, dass das zwar vollumfänglich erklärbar, aber natürlich trotzdem ein Wunder ist – was denn sonst?

(In Kohlestücken findet man zuweilen die Abdrücke urzeitlicher Pflanzen, aus denen sie entstanden sind. Solche Fossilien gibt es in vielen Naturkundemuseen.)

Schon peinlich, wenn ein erklärter Nicht-Chemiker versucht, molekulare Zusammenhänge zu erklären. Warum fragt die Autorin nicht einfach einen Chemiker. Oder ist Chemie vielleicht keine feministische Wissenschaft?

Schon peinlich, wenn vor lauter Antifeminismus keine Fehler im Text benannt werden.

Sehr poetisch. Leider beleuchtet (sic) der Text nicht den Umstand, dass das urzeitliche CO2 bei dem Energie"verbrauch" (der keiner ist, sondern eine Energieumwandlung) auch wieder entfleucht. Ganz so wie die Nachfolger der urzeitlichen Photonen.

Ja, ich weiss, das war wahrscheinlich nicht die Absicht...

Wohin entfleucht denn das CO2?

Also wenn man in der Schule nicht ausschließlich gedankenabwesend aus dem Fenster geguckt hat, sind das auf der Ebene ja wohl Zusammenhänge, die man kennen sollte. Dazu sollte man eigentlich gar niemanden fragen müssen…

Biologe oder Chemiker hin oder her.

Ich frage mich da, ob das vielleicht die Unterrichtseinheiten sind, die Freitags ausfallen...

Entfernt. Bitte formulieren Sie Kritik sachlich und differenziert. Danke, die Redaktion/SC

Liebe Zeit, ja, meine Kritik war kurz, aber wie ich denke eindeutig in der Absicht. Hätten Sie ein kurzes nicht argumentatives Lob ebenfalls gelöscht? Es überrascht mich, wie schnell Sie löschen. Mein Kommentar war weder beleidigend noch unsachlich. VG

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