Pressemappe: planet e.: Weltraumschrott – Gefahr aus dem All: ZDF Presseportal

2022-05-13 17:42:50 By : Ms. Potter Lee

Es wird eng im All. Schon jetzt kreist tonnenweise Schrott um die Erde. Trotzdem werden immer mehr Satelliten gestartet. Mit jedem wächst die Gefahr von Zusammenstößen – mit fatalen Folgen. "planet e." blickt auf eine lange vernachlässigte Gefahr, stellt die Frage, ob die stetig wachsende Müllkippe im All überhaupt noch zu beherrschen ist und spricht exklusiv mit dem Astronauten Matthias Maurer auf der ISS. 

planet e.: Weltraumschrott – Gefahr aus dem All Film von Christine Seidemann Produktion: Doclights Redaktion: Mark Hugo, Volker Angres Länge: etwa 30 Minuten

Der Müll muss weg – bevor es zur Katastrophe kommt. Die Sorge ist deshalb groß im Kontrollzentrum der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA in Darmstadt. Dort ist Holger Krag für den Weltraummüll zuständig. Er beobachtet Schrottteile und spielt Kollisionsszenarien durch. Bei 36.000 Objekten im Erdorbit stoßen Krag und seine Leute mehr und mehr an ihre Grenzen. Im Ernstfall müssen Satelliten und sogar die Raumstation ISS ausweichen. Denn für die Besatzung sind die oft winzig kleinen Teile lebensgefährlich.

Bei einer drohenden Kollision bringt sie sich in angedockten Raumkapseln in Sicherheit. "Dann schließen wir alle Türen und drücken die Daumen, dass alles gut geht", erzählt der deutsche Astronaut Matthias Maurer exklusiv in "planet e.". Notfalls kann die Crew zur Erde zurückfliegen. Auch für Maurer ist der wachsende Müll im All ein selbstgemachtes Problem, das die Raumfahrt zunehmend gefährdet. "Mich stimmt es sehr traurig, dass wir nicht besser auf die Ressource Weltraum achten."

Inzwischen gibt es erste Aufräumversuche: Die Münchner Raumfahrtfirma HPS will ausgediente Satelliten mit einem Segel abschleppen. Zum ersten Mal soll das noch 2022 ausprobiert werden. Die ESA will 2025 einen Roboter in die Umlaufbahn schicken. Er soll Schrott greifen und einsammeln. 

Weltraumschrott ist ja heute bereits eine Gefahr für die ISS und ihre Astronauten. Inwiefern beeinflusst Weltraumschrott Ihr Leben und Arbeiten auf der ISS? 

Es kommt immer mal wieder vor, dass Weltraumschrott von alten Bauteilen oder Satelliten auf unsere Bahn kommt. Und wenn ein solches Teil auf Kollisionskurs mit der Internationalen Raumstation ist, dann erhalten wir normalerweise eine Warnung und können uns dann in Sicherheit bringen. Es gibt dann zwei Möglichkeiten: Die eine ist, dass die ISS in ihrem Orbitverlauf verschoben wird. Das heißt, wir weichen aktiv aus. Oder, wenn die Ankündigung zu kurz kommt und wir können die ISS nicht mehr bewegen, dann bringen wir uns im Inneren der Raumstation in Sicherheit. Normalerweise ist das für mich und meine Crew die Dragon-Kapsel. Dann schließen wir alle Türen und drücken die Daumen, dass alles gut geht. Und falls ein Schrotteil auf der Raumstation einschlagen würde, könnten wir sicher wegfliegen und landen auf der Erde. Wenn jetzt nur ein kleines Loch entsteht, dann können wir das reparieren. Dafür sind wir ausgebildet und haben Ersatzteile dabei. Falls ein großes Loch entstehen würde, haben wir natürlich ein Problem, dann würden die Bodenteams erst einmal analysieren, was hier gemacht werden müsste. Und dann würde vermutlich die nächste Crew hochgeschickt, mit Spezialausrüstung, Spezialwerkzeugen, um das zu reparieren.   

Sie haben Ihre Mission "Cosmic Kiss" genannt. Dass nachhaltiger Umgang mit unserer Umwelt auch das All einschließt, vergisst man auf der Erde ja leicht. Die ESA warnt schon heute, dass eine Vermüllung der erdnahen Umlaufbahnen das Ende der Raumfahrt bedeuten könnte. Wenn Sie daran denken, dass wir uns selbst den Weg ins All verbauen könnten, was löst das in Ihnen aus? 

Der Gedanke, dass immer mehr Weltraumschrott hier im All rumfliegt und dass wir Menschen zu wenig daran denken, stimmt mich wirklich bissle traurig, denn es ist ein ganz kurzfristiges Denken. Wir alle wissen, spätestens seitdem wir den Müll der Meere immer wieder in der Nahrungskette finden, dass wir in einem größeren Rahmen unsere Ressourcen schützen müssen. Der Weltraum ist eine wichtige Ressource, weil wir dort Infrastruktur haben: Satelliten und natürlich unsere schöne Raumstation, denn wir sind ja hier, um gemeinsam zu lernen, wie Menschen im Weltall leben können. Wir können hier Daten gewinnen, die wir auf der Erde nicht kriegen können. Und deshalb ist es wichtig, dass wir Zugang zum Weltraum offenhalten und ich denke, Nachhaltigkeit und Weltraumschrottvermeidung sind wichtig.  

Das Interview führte Christine Seidemann. 

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