Warum sehe ich FAZ.NET nicht?
Permalink: https://www.faz.net/-gqi-arc4x
Aktuelle Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur
Herausgegeben von Gerald Braunberger, Jürgen Kaube, Carsten Knop, Berthold Kohler
Die Zukunft vor Augen: Am Messestand von Siemens auf der diesjährigen Hannover-Messe Bild: Imago
Corona-Pandemie, Lieferengpässe und Klimakrise: Ohne hochmoderne Fabriken kann der Wandel nicht funktionieren. Siemens ist vorne mit dabei.
Permalink: https://www.faz.net/-gqi-arc4x
D ie Aufträge gehen durch die Decke, und die Bücher sind randvoll. Die Kundschaft steht Schlange, denn die Welt will mehr Hard- und auch mehr Software, mehr Roboter, mehr Maschinen, Fabriken und mehr moderne Betriebe. Anders seien die drängenden Probleme der Zeit nicht mehr in Griff zu bekommen, sagt Cedrik Neike. Der Siemens -Vorstand spricht vom Klimawandel und der Corona-Pandemie, von Hitzewellen in Indien, den sich abzeichnenden Folgen des Krieges in der Ukraine, von gerissenen Liefer- und Versorgungsketten. Dramatische Zeiten mit tiefgreifenden Umbrüchen – und einem Hoffnungsschimmer am Horizont: Technik. Neike ist sich sicher: „Es wird einen zweiten Fabrikboom geben, aber der wird anders sein.“
Die Corona-Pandemie hat Unternehmen auf der ganzen Welt schließlich die Grenzen der Globalisierung und damit der unendlichen Verfügbarkeit von Materialien und Rohstoffen aufgezeigt. Gleichzeitig wird es für westliche Nationen immer schwerer, Personal für die körperlich anstrengende und oft eintönige Arbeit zu finden, was die Automation in den Werkshallen noch beschleunigen wird – auch um Kosten zu kontrollieren.
Neike vergleicht den derzeitigen Wandel mit einer Ketchupflasche, auf deren Boden man vergeblich klopft, um die rote Soße herauszubekommen. „Ein bisschen ist es jetzt auch so: Zehn Jahre ist wenig passiert, und jetzt wollen alle aufholen“, sagt er. Alle Zeichen sprächen dafür, dass die Automatisierung vor einem goldenen Zeitalter stehe. Neike muss es wissen, ist er doch für das wichtige Industriegeschäft des Münchner Traditionskonzerns Siemens verantwortlich, das allein im vergangenen Geschäftsjahr mehr als 16 Milliarden Euro umsetzte. Was einst mit Robotern in den Fabriken der Flugzeug- und Autohersteller begonnen hatte, findet nun in nahezu allen anderen Branchen statt: von Pharma bis zur Landwirtschaft.
„So wie bisher geht es ja nicht weiter“, sagt er irgendwann in der Mitte eines einstündigen Videointerviews mit der F.A.Z. Der Planet stirbt langsam vor sich hin. Neues Denken muss her. Die alte Konsum- und Wegwerfgesellschaft ist am Ende. Zunehmend wird näher am Kunden gefertigt. „Wenn Komponenten dreimal um die Welt geschickt werden, dann ist das nicht ressourcenschonend“, sagt er. Wiederverwertung, Einsparmöglichkeiten und Nachhaltigkeit sind angesagt. So wie in der Fabrik des schwedischen Batterie-Start-ups und Siemens-Partners Northvolt . Dort hatte man neben der Produktionsanlage auch gleich noch eine Recyclingstrecke hochgezogen – zur Wiederverwertung eigentlich ausgedienter Materialien. Früher hätte man sie wohl gleich entsorgt. Heute werden sie in ihre Bestandteile zerlegt, aufgearbeitet und in der Fertigung wieder eingesetzt. Kreislaufwirtschaft.
Neike spricht von zirkulären Industrien. Die brauchten neue Prozesse und Verfahren, Maschinen und Technologien. Die Zeiten, als die modernsten Fabriken noch Schornsteine hatten, sind längst vorbei. Heute arbeitet man mit „grünem Strom“, die Werkshallen sind blitzsauber, voller Maschinen und menschenleer.
Gerade erst sei er in Mailand gewesen, sagt Neike. Dort habe er sich eine ganz besondere Fabrik angesehen. Früher hätte man sie wohl Gewächshaus genannt, heute spricht man von Vertical Farming, also zig Beete, die übereinander anstatt horizontal angesiedelt sind und den modernsten ökologischen und industriellen Kriterien entsprechen. Dort wachsen Salatköpfe nicht einfach nur, sie werden geradezu produziert. Solche Betriebe nutzen bis zu 90 Prozent weniger Wasser und 70 Prozent weniger Düngemittel je Hektar im Vergleich zu herkömmlichen Feldern, dafür aber viel Computertechnik. Das Ergebnis sei erstaunlich, einer der Salatköpfe habe genauso viele Vitamine wie eine Kiwi. Züchtung und Technologie machen es möglich.
Siemens liefert die Werkzeuge dafür. Programme und Maschinen, Systeme und Verfahren, das rechnergestützte Design und die computerbasierte Verarbeitung, CAD und CAM. Damit rüsten sie rund um die Welt Tausende Fabriken im Jahr aus. Hallen mit Maschinen, die sich faktisch von selbst bedienen. Wie von Geisterhand können sie sich steuern und regeln, um- und einstellen. Neike lässt schon heute im sogenannten Internet der Dinge Maschinen mit Maschinen sprechen. Dafür hat Siemens eine eigene Sprache entwickelt, sie zu einer Norm und einem Standard gemacht und global ausgebracht. Im Bereich der Maschinensteuerung und Automatisierung ist Siemens unter den führenden Konzernen auf der Welt.
Uber-Chef Dara Khosrowshani : „Wir wollen der Lieferant für die nächste Stunde sein“
Konsumelektronikmesse : Der Krimi um die IFA
So können Ingenieure und Programmierer die wirkliche Welt auf ihren Rechnern und Computern de facto spiegeln, ihr ein digitales Abbild geben, eine perfekte Kopie in Bits und Bytes erstellen. So lässt sich neben jedes Ding ein digitaler Zwilling stellen. Der wird dann mit ein paar Mausklicks, modernsten Maschinen und vernetzten Fabriken zum Leben erweckt. „Es gibt rund 190 000 Patentanmeldungen in Europa im Jahr“, sagt Neike. „Wir sind mit Siemens unter den Top 5.“ Die entscheidende Aufgabe sei nun, alles mit allem zu verbinden, eine Art Metaverse für die Industrie. Wozu? Um eine Brücke zwischen virtueller und realer Welt zu schlagen, Maßarbeit zum Industriepreis zu liefern und Kunden perfekt zu bedienen.
„Wir haben da diese neue Fabrik im chinesischen Nanjing“, sagt Neike. Eines der modernsten Motorenwerke der Welt. Es sei zunächst als digitaler Zwilling entworfen, dann komplett im Metaverse entwickelt und schließlich vor Ort gebaut worden. „Und wir haben die andere Fabrik in Amberg“, sagt er. Ein Bau aus den 1970er-Jahren, ständig auf den neuesten Stand gehalten und zuletzt zum Pendant der Leiterplattenfabrik im chinesischen Chengdu gemacht. Zwillingsfabriken zur Herstellung von Leiterplatten. Über Tausende Kilometer voneinander getrennt, arbeiten sie faktisch parallel. 75 Prozent der Produktion ist automatisiert, Fehler in der Produktion gibt es faktisch keine.
Hier können Sie die Rechte an diesem Artikel erwerben.
Permalink: https://www.faz.net/-gqi-arc4x
FAZ Plus Artikel: Hannover-Messe : Roboter im Datenrausch
Vor knapp zehn Jahren wurde die Industrie 4.0 aus der Taufe gehoben – auf der Hannover-Messe. Inzwischen werden Fabriken von Daten getrieben. Und heute wird an gleicher Stelle der Fortschritt der vierten Revolution evaluiert.
Digitale Parallelwelt : Metaverse wird die Industrie erobern
Die Deutschland-Chefin von Microsoft, Marianne Janik, ist von der steigenden Bedeutung der digitalen Parallelwelt überzeugt.
FAZ Plus Artikel: Metaverse : Am Lagerfeuer der Zukunft
Spätestens seitdem Mark Zuckerberg Facebook umbenannt hat, ist das Metaverse in aller Munde: Unternehmen tüfteln nun an virtuellen Welten, die das Internet über alle Sinne erfahrbar machen sollen. Ein Gastbeitrag.
Kurse und Finanzdaten zum Artikel
Denkwürdige Pfingstbeschlüsse : Mehr Staat, weniger Markt – das klingt nicht nach Zukunft
Bundeswehr-Sondervermögen : Nur ein bisschen Schuldzuweisung
Großes Pech bei French Open : Drama um Zverev im Halbfinale gegen Nadal
Verzögerungen und Wartechaos : Personalnot an Flughäfen wächst
© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH 2001 - 2021 Alle Rechte vorbehalten.
Siemens-Vorstand: „Jetzt wollen alle aufholen“
„Es wird einen zweiten Fabrikboom geben“
Corona-Pandemie, Lieferengpässe und Klimakrise: Ohne hochmoderne Fabriken kann der Wandel nicht funktionieren. Siemens ist vorne mit dabei.
Ein Fehler ist aufgetreten. Bitte überprüfen Sie Ihre Eingaben.
Vielen Dank Der Beitrag wurde erfolgreich versandt.