Hier steigt keine illegale Techno-Party. Das pinke Licht lässt Kräuter besser wachsen
Osterweddingen (Sachsen-Anhalt) – Was geht denn da ab? In den „Bördegarten“-Gewächshäusern in Osterweddingen (Börde) sieht es allabendlich aus, als würden Techno-Partys gefeiert. Alles ist in ein pinkes Licht getaucht, mit wechselnden Rot- und Blauanteilen.
Das Licht-Spektakel organisiert Betriebsleiter Jos Houwen (59) nicht für tanzwütige Großstädter, sondern für Tausende Kräuter-Töpfe. Das Speziallicht und die Abwärme aus dem nahegelegenen Glaswerk lassen Petersilie, Schnittlauch und Basilikum auch im Winter sprießen, wenn in Sachsen-Anhalt nur selten die Sonne scheint.
Wachstumslicht für Kräuter-Töpfe. Drei Millionen Stück liefert „Bördegarten“ pro Jahr an Supermärkte
Sechs Hektar hat die WIMEX Gruppe unter Glas. Zwei Hektar davon haben inzwischen Wachstumslicht. Denn für einen sechsstelligen Betrag ließ die WIMEX Gruppe gerade für weitere 7500 Quadratmeter LED-Lampen installieren.
In Osterweddingen gedeihen Gurken (100 000 Pflanzen, Ernte ab Mitte März), Erdbeeren (75 000 Pflanzen, Ernte ab Ende März/Anfang April) und pro Jahr drei Millionen Kräutertöpfe, die das Unternehmen von Januar bis Dezember u. a. an Rewe-Märkte liefert.
Am Rand der Landeshauptstadt wird eine riesige Chip-Fabrik entstehen.
Im Sommer reicht den Kräutern das natürliche Sonnenlicht. Den Rest des Jahres helfen Jos Houwen und seine mehr als 20 Mitarbeiter mit Wachstumslicht nach. „Sonst müsste man die Kräuter von weither importieren.“
Gemeinsam mit Forschern suchen die Kräutergärtner den idealen Mix zwischen Rot- und Blauanteilen. „Wir wissen schon eine Menge, aber experimentieren ständig weiter“, erklärt Jos Houwen.
Betriebsleiter Jos Houwen mit einer Lampe, die für Wachstumslicht sorgt
Ziel ist es, die Wachstumszeit im Winter von zurzeit sieben Wochen weiter zu verkürzen. Im Sommer reichen den Kräutern nämlich vier.