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Heino Schwarz und Niklas Kiefer mit der Isolierfolie für die Gewächshäuser.
Heino Schwarz und Niklas Kiefer mit der Isolierfolie für die Gewächshäuser.
Heino Schwarz und Niklas Kiefer mit der Isolierfolie für die Gewächshäuser.
Gärtner rechnen im Winter mit hohen Energiekosten für Gewächshäuser, so dass viele Betriebe die Produktion einstellen. Auch in Deutschland wollen einige Gartencenter vorübergehend schließen. In Schwabach hatte ein Gärtnermeister eine kreative Idee.
Die großen Rollen mit Folien stehen schon bereit. Sie sollen das Gewächshaus von Blumen Schwarz in Schwabach gegen Kälte isolieren. Gärtnermeister Heino Schwarz bringt sie in 13 Metern Höhe auf dem Dach an, um die Heizkosten im kommenden Winter zu senken. Den jährlichen Verbrauch von rund 400.000 Kilowattstunden will er durch verschiedenen Ideen halbieren. Dazu zählt nicht nur die Isolierung des Gewächshauses, sondern auch ein Umzug der Topfpflanzen in das gemauerte Verkaufsgebäude, wo es wärmer ist. Umgekehrt kommen die Schnittblumen ins kühlere Gewächshaus, denn sie vertragen auch niedrige Temperaturen. Heino Schwarz setzt außerdem das sogenannte "Weihenstephaner Konzept" um, wonach die Heizung in den Gewächshäusern um Mitternacht per Klima-Computer runtergefahren und erst vormittags wieder eingeschaltet wird. Das vertragen die meisten Pflanzen sehr gut und wachsen dadurch sogar stabiler.
Aber nicht nur die Gewächshäuser verbrauchen Energie, sondern auch die Maschinen. Auf einem Fließband werden Blumentöpfe automatisch mit Erde gefüllt und vom Pikier-Roboter mit kleinen Setzlingen bestückt. Anfang kommenden Jahres soll damit erst später begonnen werden. Normalerweise wurde immer Ende Januar mit dem Topfen der Geranien für den Maiverkauf angefangen. "Doch 2023 werden wir vier Wochen später starten, damit wir im kalten Februar nicht extra für die Setzlinge heizen müssen", erklärt Gärtnermeister Heino Schwarz. Das heißt für die Mitarbeitenden, dass sie ab Ende Februar im Schichtbetrieb arbeiten und die automatisierte "Topfstraße" mindestens zehn Stunden am Tag laufen wird. Denn im Frühling sollen rund 120.000 Pflanzen in den Gewächshäusern von Blumen Schwarz heranwachsen.
Vorausschauend geplant wurde bereits in der Ansbacher Filiale: Dort wird schon seit einiger Zeit klimaneutral mit BioLPG geheizt. Eigentlich stand dabei der Umweltgedanke im Vordergrund, denn bis vor kurzem war das Biogas 50 Prozent teurer als das Erdgas. Jetzt ist es umgekehrt und die Investition zahlt sich aus. Zusätzlich wird der Überwinterungsbetrieb im Oktober von Erdgas auf BioLPG umgestellt. "Am Schwabacher Stammbetrieb haben wir noch einen Erdöltank, der für den Notfall fast voll ist. Jetzt sind wir wirklich froh darüber und hoffen, damit über den Winter zu kommen", sagt Heino Schwarz.
Die wirtschaftliche Perspektive für Gartenanbaubetriebe ist düster: Gas und Strom werden teurer, Jungpflanzen aus europäischer Anzucht sind nur eingeschränkt erhältlich und die Transportmöglichkeiten von der südlichen Halbkugel fehlen. Einige deutsche Gartencenter planen deshalb von Weihnachten bis Anfang März 2023 komplett zu schließen. Doch Heino Schwarz will sich davon nicht unterkriegen lassen: "Wir feiern dieses Jahr 120 Jahre Betriebsgeschichte. Unsere Vorfahren haben zwei Weltkriege überlebt und die Gärtnerei auch in diesen schwierigen Zeiten weitergeführt. Von solchen Situationen sind wir meilenweit entfernt und denken: Wir sehen dies als Ansporn nicht zu jammern, sondern zu handeln und das Beste aus der Situation zu machen."
Die Kunden werden von den Umstellungen nicht viel merken, wenn sie vor allem saisonale und regionale Blumen und Pflanzen kaufen. Laut Schwarz sollen die Preise beispielsweise für das Frühlingsblumen-Sortiment mit Narzissen und Tulpen am Anfang des nächsten Jahres gleich bleiben. Teurer wird es allerdings bei Blumen, die nur bei Wärme gedeihen. Schon jetzt gibt es seitens der Lieferanten weniger Rosen und manche Sorten sind gar nicht erhältlich. Eines wird den Kunden allerdings sicher ins Auge fallen: Es wird überall ein bisschen dunkler werden. Denn die Isolierfolie im Gewächshaus schluckt Licht und darüber hinaus wird es im Advent weniger hell: Aus Energiespargründen wird es bei Blumen Schwarz heuer weniger Lichterdekoration geben.
Gärtnermeister Heino Schwarz aus Schwabach will mit einem Energiesparplan seine Pflanzen durch den Winter bringen.
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regionalZeit - Franken vom 16.09.2022 - 13:30 Uhr
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